Andacht Juni 2018

Loslassen – Seine starke Hand hält mich

die verkrampften hände loslassen
raum geben für Dich
ein bild ohne rahmen
damit Du wachsen kannst
kein geträumtes glück
sondern Du
wirklich werden
meine ängste loslassen
meine wünsche loslassen
mich selber loslassen
und fallen
in Deine arme.
das Kind ist der grund.

[Kind = Jesus in der Krippe, Anm. Seeigel]
(Andreas Knapp)

In der vergangenen Zeit wurde ich vermehrt von anderen, aber auch von Gott, damit konfrontiert „loszulassen“. Loslassen sollen / müssen, kennen wir Hannahs besonders gut: meinen Kinderwunsch loslassen. Aber nicht nur unseren Wunsch nach eigenen Kindern müssen wir freigeben, oft gilt es auch in anderen Lebensbereichen loszulassen

- Arbeitsplatz- Freunde- Wünsche
- Kräfte- Kräfte- Pläne
- Wohnort- Lebensentwürfe- ...
- Gesundheit- Vorstellungen 


Loslassen ist ein fester Bestandteil unserer Lebensreise.

Loslassen ist verbunden mit Schmerz und Trauer, mit freigeben, vielleicht sogar aufgeben… Es ist ein Prozess, der meist unfreiwillig geschehen muss, zu einem Zeitpunkt, an dem man eher Krise als Hoffnung auf Zukünftiges erlebt.

Irgendwann hat es mich neugierig gemacht, was eigentlich die Bibel zum Thema Loslassen sagt. Und ich war überrascht, wie viel ich fand…

WER?

WAS musste losgelassen werden?

Abraham (1. Mose 12)

seine Heimat, sein Kind

Josef (1. Mose 37f)

Familie, eigene Lebenspläne, Träume, …

Jünger Jesu (Lukas 9, 57-69)

Eltern, Familie, Heimat, Beruf, …

Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15)

 
  • der Vater den Sohn, sein Geld

  • der Sohn seine Wünsche, seinen Standard

 

Jesus im Garten Gethsemane (Lukas 22, 41-45)

seinen eigenen Willen, später sein Leben für uns Menschen

Lot und seine Frau (1. Mose 19)

Lots Frau lässt nicht los und erstarrt.

 

Wer sein Leben festhält, der wird es verlieren und wer sein Leben um meinetwillen loslässt, der wird es gewinnen.“ (Mattäus 10, 39)

Wer loslässt, der gewinnt!?

Ist es das, was wir spüren, wenn wir im Bewältigungsprozess des Loslassens stecken? Nein, sicherlich nicht! Aber vielleicht beim Rückblick auf den Loslassensprozess, da kann man dann (oft nach einer längeren Zeit der Trauer) auch Positives auf dem Veränderungsweg sehen, vielleicht sogar Gottes Segensspuren erkennen.

So erging es auch Abraham, Josef, den Jüngern, …

WER?

WAS ergab sich nach dem Loslassen?

Abraham (1. Mose 12)

Nachfahren und Heimat

Josef (1. Mose 37f)

Hohe Position, nahe an Gottes Herz, Retter eines Volkes

Jünger Jesu (Lukas 9, 57-69)

Zeugen von Jesus Wundern, enge Freunde und Vertraute von ihm

Geschichte vom verlorenen Sohn (Lukas 15)

 
  • der Vater gewinnt einen verwandelten Sohn

  • der Sohn empfängt die Gnade der Vergebung

 

Jesus im Garten Gethsemane (Lukas 22, 41-45)

Gnaden- und Segensbringer für uns Menschen

Lot und seine Frau (1. Mose 19)

Lot erkennt, dass Rückschau und Festhalten keinen Gewinn bringen, sondern Erstarren.

 

Wenn ich nicht loslasse, kann ER mich nicht festhalten.
Wenn ich nicht loslasse, kann ER mich nicht führen.
Wenn ich nicht loslasse, kann Er mich nicht beschenken / segnen.
(1)

Loslassen ist also eng verbunden mit Gottes Plan und seinem Wunsch für unser Leben.

Es erfordert Vertrauen und Glauben dahinein, dass Gott das Beste für uns will und er weiß, was das Beste für uns ist.

Loslassen ist demnach die Voraussetzung dafür, dass Gottes Plan für unser Leben zu seinem Ziel kommen kann.

Wenn ich etwas freigebe, das mir lieb ist, weil ich merke, dass Gott sich dies von mir wünscht, öffne ich die Türen für Gottes Stimme und seine Absichten.

Loslassen ist also eine Art Freigabe für Gott, dass er uns an seine starke Hand nehmen und uns zu dem führen kann, von dem ER sagt: Dies ist mein Segensplan für DEIN Leben, auch, wenn du dies noch nicht verstehst, vertraue mir, ich will dich führen und segnen.

Echtes Loslassen kann nur dort gelingen, wo ich eine Hoffnung über alles Geschehene hinaus habe.

Es ist also ein Akt in tiefster Hoffnung darauf zu vertrauen, dass ich nicht mit leeren Händen stehen bleibe. (2)

Nur wenn ich von Gott meine Hände leeren lasse, kann ich empfangen, was Gott mir schenken möchte.

Gott weiß, wie schwer es für uns Menschen ist, etwas freizugeben, an dem unser Herz hängt. Auch er musste loslassen: Uns Menschen und seinen einzigen Sohn. Deswegen streckt er uns die Hand hin, damit wir das Alte nicht alleine verlassen und auf das Neue (oft noch nicht Klare) nicht alleine zugehen müssen. Gott ist es, der mit all seiner Kraft an unserer Seite ist. (2)

Hanna Backhaus sagte auf einem Frauentag 2012 in Bad Liebenzell(3): „Wenn ich meine Vorstellungen loslasse, gibt Gott mir die Kraft über meine eigenen Grenzen hinauszuwachsen.“ Sie macht Mut, in dem sie sinngemäß sagt: Wenn Gott deine Wünsche nicht erfüllt, hat er Besseres mit dir vor. Er segnet dich, wenn du ihm vertraust. Wenn du das glaubst, auch wenn du vieles noch nicht wahrnimmst (Anm. von Seeigel: oder der Verlust noch sehr weh tut), dann bekommst du Frieden ins Herz. Sie richtet einen Appell an ihre Zuhörerschaft: Bleib nicht am Grab deiner verlorenen Träume stehen, sondern lass dich von Jesus an die Hand nehmen, er wird dich in ein Leben führen, das vor Liebe strotzt.

Ja, loslassen fühlt sich manchmal an als ob ein Teil von einem stirbt.

Was für ein Bild, wenn man sich vorstellt, dass Gott aus diesem abgestorbenen Teil Neues entstehen lassen kann, das gute Frucht und Segen bringen kann.

Auch dann, wenn die Risse vielleicht (sichtbar) bleiben (siehe Asphalt).

Ich habe gelernt, dass der Schmerz des Loslassens und Umdenkens bleibt, dass aber in Gott eine begründete Hoffnung ist, dass er mich aus dem Tal hinausführt und Gutes für mich bereit hält.

Das Loslassen wird dadurch nicht leichter, aber ich weiß, dass Seine starke Hand mich hält.

Loslassen

Was will ich loslassen?
Meine Bequemlichkeit
Meine Gleichgültigkeit
und meine Selbstgenügsamkeit

Was will ich loslassen?
Mein Schweigen über die Ungerechtigkeit
Mein Wegsehen bei Konflikten
Und das Abwenden von den Schwachen und Ausgegrenzten

Was will ich loslassen?
Den Ärger über die verletzenden Worte der Nachbarin
Den Zorn über die ungerechte Behandlung durch die Mitschülerin
Und den Groll über den Vertrauensbruch der Freundin

Was will ich loslassen?
Die scharfen Worte des Vorgesetzten
Das Schweigen der Kollegen
Die Vorwürfe der Kinder

Was will ich loslassen?
Mich selbst und mein ängstliches Streben nach Sicherheit
Immer wieder, immer wieder neu.
Loslassen ‘“ manchmal -
selbst Dich und meine Gewissheiten über Dich

In der Hoffnung, dass Du mich auffängst ‘“ mein Gott.
(Sabine Richarz)(4)